Oxymel? Klingt antik. Ist es auch!
Die Bezeichnung Oxymel kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Sauerhonig. Bereits in der Antike wurde Oxymel, eine Mischung aus Honig und Essig, in der Naturheilkunde zur Stärkung des Immun- und Verdauungssystems eingesetzt. Die zahlreichen gesunden Wirkstoffe des enthaltenen Essigs – oxy – und des Honigs – meli – wirken sich kombiniert mit wertvollen Kräuterextrakten positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus.
Glücklicherweise erlebt das uralte Gesundheitselixier wieder seine Renaissance. Pur oder in Kombination mit Kräutern ist ein Oxymel z.B. eine gesunde Alternative zu Softdrinks. Softdrinks sind einer der Hauptgründe für die zunehmende Anzahl von übergewichtigen und fettleibigen Menschen in der westlichen Welt, mit oft schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Spritzt man ein Oxymel mit Soda oder Mineralwasser auf, erhält man ein spritzig und honigsüßes Erfrischungsgetränk. Ein Oxymel ist aber nicht nur EINE Alternative für stark zuckerhaltige Getränke, sondern auch eine überaus gesunde. Aber alles der Reihe nach.
Zur Geschichte des Oxymels
Die grundlegenden Inhaltsstoffe eines Oxymels, Honig und Essig, werden schon seit Jahrtausenden medizinisch angewendet und sie zählen damit zu den ältesten Arzneimitteln der Menschheitsgeschichte. Ein Oxymel, ein kombinierter Sirup aus Honig und Essig, dürfte bereits seit etwa 2.500 Jahren in der Weltmedizin als eigene Arzneiform verankert sein. Erste dokumentierte Erwähnungen gibt es von medizinischen Vorreitern der Geschichte wie Pythagoras, Dioskurides, Galen und auch Hildegard von Bingen, die allesamt ihr medizinisches Wissen auch umfangreich verschriftlichten. Auch Hippokrates überlieferte die medizinische Anwendung von Oxymel, das er bei Atemwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden einsetzte. In vielen Kulturen weltweit überdauerte das Wissen über Oxymel als wirksames Gesundheits- und Hausmittel. Und auch in unseren Breiten kehrt das Honig-Essig-Gemisch wieder Einzug in die Küchen gesundheitsbewusster Menschen.
Was ist ein Oxymel nun genau?
Die einfache Antwort ist: tatsächlich nur ein Gemisch aus Honig und Essig. Ich liebe es ja, wenn Dinge einfach sind. Und hier ist das definitiv der Fall. Man unterscheidet Oxymel simplex, Honig und Essig, von Oxymel compositum, wo dem Honig-Essig-Sirup noch Kräutererxtrakte beigefügt werden. Aber dazu später noch mehr. Die Antwort darauf, wieso Oxymel schon seit Jahrtausenden angewendet wird, finden wir, wenn wir uns die einzelnen Inhaltsstoffe genauer ansehen. Während der Sauerhonig als solches erst sehr wenig in der modernen Wissenschaft erforscht wurde, wurden es seine Komponenten – Honig und Essig – bereits umso genauer:
Honig besteht zu etwa 80 Prozent aus Zucker, v.a. aus Trauben- und Fruchtzucker. Der Rest ist Wasser. Daneben finden sich im Honig aber auch noch weitere zahlreiche wichtige Inhaltsstoffe wie Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalium, Natrium, Eisen und Magnesium. Und auch Vitamine, Proteine, Enzyme und Aminosäuren sind im Honig enthalten. Man zählt um die 180 Inhaltsstoffe im Honig. Die gesunden Wirkungsweisen von Honig sind hinlänglich bekannt. Durch den hohen natürlichen Zuckergehalt sollte Honig dennoch sparsam eingesetzt werden. Ein Vorteil gegenüber Haushaltszucker, der nur aus leeren Kalorien besteht ist zudem, dass Honig im Körper viel langsamer verstoffwechselt wird und dadurch der Blutzuckerspiegel viel langsamer ansteigt, als nach dem Konsum von industriell verarbeitetem Zucker.
Essig ist im Grunde eine verdünnte Lösung von Essigsäure in Wasser. Zu Lebensmittelzwecken wird Essig traditionell durch die Fermentation (= mikrobielle oder enzymatische Umwandlung organischer Stoffe in Säure, Gase oder Alkohol) alkoholartiger Flüssigkeiten mit Essigsäurebakterien hergestellt. Bei diesem Prozess oxidieren die Bakterien unter Einwirkung von Sauerstoff den Alkohol zu Essig. Fast alle Hochkulturen des Altertums stellten bereits Essig her. Die Essigherstellung zählt damit zu den ältesten Lebensmittelherstellungsverfahren. Damals wurde Wasser durch die Zugabe von Essig oft überhaupt erst genießbar. Bei der Oxymel-Herstellung sollte man möglichst naturbelassenen Essig wählen, wobei alle Essigarten verwendet werden können. Weinessig ist der am häufigsten erwähnte Essig bei der Herstellung von Oxymel. Auch häufig verwendet wird Apfelessig. Apfelessig ist auch der von mir bevorzugte Essig, da dieser selbst eine Vielzahl an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen mitbringt und meiner Meinung nach auch geschmacklich am besten für die Oxymelzubereitung und Weiterverarbeitung zu wohlschmeckenden Getränken geeignet ist.
Kräuter sind beim Oxymel-Mischen ein KANN und kein MUSS. Denn schon das Honig-Essig-Gemisch für sich ist eine Wohltat für den Körper. Sauerhonig ist jedoch eine tolle – und vor allem alkoholfreie Methode – um Pflanzenwirkstoffe zu extrahieren und hat eine noch bessere Extraktionskraft als Honig und Essig allein. Damit kann man Oxymel wunderbar mit schmackhaften und auch wirksamen Wild- und Küchenkräutern verbinden und tolle Mischungen für die unterschiedlichsten Zwecke herstellen.
Was die gesamthaften Wirkungsweisen betrifft, die dem Oxymel nachgesagt werden, muss man schon eher fragen, was sich nicht auf dieser Liste findet. Ich selbst bin keine Medizinerin und kann und will auch keine Heilsversprechen geben. Ich gebe daher hier nur weiter was ich lese und was ich für vertrauensvolle Information halte. Die folgende Liste stammt von Gabriela Nedoma, der heimischen Pionierin auf dem Feld des Oxymel-Mischens. Sie hat in ihrem gut recherchierten großen Oxymel-Buch, das ich euch weiter unten noch empfehlen werde, die folgende Liste an gesunden Wirkungsweisen zusammengetragen, die dem Oxymel nachgesagt werden. Demnach soll Oxymel: Atemwegserkrankungen lindern, Blutzucker- und Cholesterinwerte senken, das Herz schützen, antibiotisch und antioxidativ wirken, die körperliche Leistung erhöhen und vitalisieren, die Verdauung fördern, Wunden heilen, die Gedächtnisleistung verbessern, den Alterungsprozess verlangsamen, antidepressiv wirken und Krebszellen entgegenwirken können. Am besten ist, man probiert Oxymel über ein paar Tage lang selbst aus und beobachtet, ob man an sich eine Veränderung wahrnimmt. Ich selbst fühle mich insgesamt vitaler, was ich auf das bessere Bauchgefühl – im wahrsten Sinne des Wortes – zurückführe. Ich verspüre weniger Süßighungerattacken und ich höre seither auch besser auf mein allgemeines Hunger- und Sättigungsgefühl.
Nun kommen wir zum Praxisteil. Wie bereitet man ein Oxymel nun richtig zu? Man unterscheidet zuallererst ein Oxymel simplex von einem Oxymel compositum. Ersteres besteht nur aus Honig und Essig. Und bei einem Oxymel compositum werden noch Kräuter oder Früchte mitverarbeitet und dieses enthält somit die Wirkstoffe einer oder mehrerer Pflanzen.
Die Herstellung eines Oxymel simplex:
Ein Oxymel simplex ist im Nu zubereitet. Man mischt 3 Teile BIO-Honig (egal welche Sorte) mit 1 Teil BIO-Essig (egal welche natürliche Sorte). Das war’s. Alternativ kann man auch noch eine Prise Natursalz beimischen (z.B. 300 g Honig + 100 g Essig + ¼ TL Natursalz). Salz im Oxymel hilft zusätzlich unseren Körper mit Elektrolyten zu versorgen. Nun alles gut vermischen und in einem sauberen Glas kühl und dunkel aufbewahren. Bei sauberer Verarbeitung ist ein Oxymel mindestens 3 Jahre haltbar.
Die Herstellung eines Oxymel compositum:
Die ausgewählten Kräuter oder Früchte zerkleinern und in ein sauberes Schraub- oder Bügelglas geben. Ich fülle das jeweilige Glas immer zu etwa ¼ mit Kräutern voll. Optional kann man die Kräuter auch mörsern oder sogar pürieren. Das dient dazu, die Zellwände der Kräuter möglichst gut aufzubrechen, damit die Inhaltsstoffe besser in den Sauerhonig übergehen können. Das Glas anschließend mit 3 Teilen BIO-Honig und 1 Teil BIO-Essig befüllen und die Kräuter dabei vollständig übergießen. Danach gut vermischen. Das Glas beschriften und an einem dunklen Platz mind. 4 Wochen ausziehen lassen und dazwischen immer wieder schütteln. Die Kräuter abfiltern und die Flüssigkeit in einem sauberen, verschließbaren Glas aufbewahren. Ich verwende zum Abfiltern gerne feine Kaffeefilter aus Metall. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Ich verwende gerne folgende Kräuter und Früchte für meine Oxymel-Mischungen: Schafgarbe (Achillea millefolium), Hagebutte (Rosa canina), Minze (Mentha), Zitronenmelisse (Melissa officinalis) & Lavendel (Lavendula angustifolia) sowie Holunder (Sambucus nigra) & Linde (Tilia) & Mädesüß (Filipendula ulmaria).
In der Antike war Oxymel ein durch Kochen hergestellter Sirup. Das kam daher, weil Honig damals häufig verunreinigt war. Heute wird Oxymel im Kaltverfahren hergestellt, weil wir heutzutage erstens auf Honig hoher Güte zurückgreifen können und weil Honig bei Erhitzung von über 40 Grad einen Teil seiner gesunden Inhaltsstoffe verlieren kann, was wir vermeiden wollen.
Zur Anwendung: Ich mische in der Früh (vor dem Frühstück) 1-2 EL Oxymel in ein Glas Wasser und trinke dieses. Im Grunde wie ein Sirup. Man kann Oxymel aber jederzeit zu sich nehmen. Vor den Mahlzeiten ist jedoch ideal und auch die Einnahme vor dem Schlafengehen ist beliebt. Man kann auch 1 EL einfach pur einnehmen (z.B. wie einen Hustensaft). Vorsicht ist nur bei Babys geboten. Honig kann in manchen Fällen durch Clostridium botulinum – ein Bakterium – verunreinigt sein, welches schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen für Kleinkinder haben kann. Deshalb wird allgemein empfohlen Kindern rohen Honig erst ab 2 Jahren zu verabreichen.
Wenn ihr euch noch weiter in die Oxymel-Welt vertiefen wollt, dann kann ich euch das Buch Das große Buch vom Oxymel: Medizin aus Honig und Essig von Gabriela Nedoma empfehlen. In diesem umfassenden Werk findet ihr Informationen zur Oxymel-Geschichte, zur richtigen Zubereitung, zu gesundheitlichen und medizinischen Aspekten des Sauerhonigs, sowie ganz viele Rezepte.
Lust auf noch mehr Wissen zur sicheren Pflanzenbestimmung und zu Verarbeitungsmöglichkeiten von Wildkräutern bekommen? Dann freue ich mich, wenn wir uns bei einem meiner nächsten Spaziergänge oder Workshops sehen.
HINWEIS: Alle Hinweise auf Heilwirkungen und Gebrauch von Wildkräutern haben ausschließlich informativen Charakter und geben manchmal wissenschaftlich belegte, aber gelegentlich auch überlieferte (noch) nicht wissenschaftlich bestätigte Anwendungen gemäß traditioneller Volksheilkunde wieder. Ich übernehme keine Garantie und Haftung für genannte und gelernte Anwendungsmöglichkeiten. Ich empfehle hinsichtlich einer eigenen innerlichen oder äußerlichen Anwendung von Wildkräutern und anderen genannten Rohstoffen ausdrücklich die Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt oder einer Apothekerin oder einem Apotheker.