"Was ist das nit gifft ist? All ding seind gifft und nichts ohn gifft. Allein die dosis macht dass ein ding nit gifft ist." Dieses oft als "Die Dosis macht das Gift" abgekürzte Zitat stammt von Paracelsus, einem der bekanntesten Ärzte des Mittelalters. Und diese Feststellung trifft tatsächlich auf vieles zu, denn auch Salz kann für uns Gift sein, wenn wir es zu hoch dosieren, Alkohol sowieso und auch Wasser kann uns töten, wenn wir es mit der Dosis übertreiben. In diesem Artikel soll es aber tatsächlich ganz konkret um richtig giftige Pflanzen gehen, die uns oft schon bei geringsten Mengen den Garaus machen könnten. Ich finde es nämlich ganz wichtig, dass wenn man sich in der heimischen Pflanzenwelt auskennen will und daran interessiert ist zu lernen, was man nutzen kann, es genau so wichtig ist zu wissen, wovon man unbedingt die Finger lassen sollte.
Dabei kann sich die saloppe Bezeichnung "Giftigkeit" unterschiedlich äußern. Während man die tödlichen Früchte der Tollkirsche oral einnehmen muss, um daran zu sterben (in der Regel ab ca. 3 Früchten für Kinder und ab ca. 10 Früchten für Erwachsene) reicht beim Blauen Eisenhut, unserem "giftigsten" heimischen Kraut, auch schon nur die Berührung mit der Pflanze, um Vergiftungen zu erleiden. In früheren Zeiten bezeichnete man den Eisenhut auch gerne als "Witwenkraut", da es vorgekommen sein soll, dass Frauen sich unliebsamer Ehemänner entledigten, indem sie die Bettwäsche des Gatten mit Abkochungen aus Eisenhut wuschen und die Männer so langsam und unauffällig dahinschieden. Bis vor etwa 100 Jahren hatten noch ca. zwei Drittel aller Vergiftungsfälle einen pflanzlichen Ursprung. Da ist es nicht verwunderlich, dass es aus diesem Grund z.B. in Frankreich einen eigenen "Cour de Poison", einen Gerichtshof eigens zur Aufklärung von Giftmorden, gab. Eine andere Facette von "Giftigkeit" äußert sich beispielsweise auch in schweren äußerlichen Verbrennungen der Haut (bis zum zweiten Grad), die durch Berührungen mit dem Riesen-Bärenklau und gleichzeitiger Sonneneinstrahlung hervorgerufen werden können.
Also du siehst, Vorsicht ist geboten. Daher findest du in der nachfolgenden Auflistung jene heimischen Giftpflanzen, auf die wir in unserem Lebensraum am ehesten stoßen, entweder in der wilden Natur oder auch im eigenen kultivierten Garten. Diese Liste ist nicht vollständig (!), aber ich denke, dass man schon gut dabei ist, wenn man diese giftigen Vertreter erkennen und als gefährlich einstufen kann. Hat man nicht die Zeit und Muse sich mit allen angeführten Pflanzen auseinanderzusetzen, dann würde ich zumindest empfehlen, sich die wirklich sehr giftigen und potenziell tödlichen Pflanzenarten einzuprägen. Diese sind unterstrichen und mit 4 Sternen (****) gekennzeichnet. Die Sterne zeigen die Gefahrenstufe an, je mehr Sterne, desto giftiger und damit gefährlicher ist das Kraut bzw. die Pflanze.
HEIMISCHE GIFTPFLANZEN, DIE MAN KENNEN SOLLTE
Akeleien [Aquilegia] **
Aronsstab [Arum] ***
Bittersüßer Nachtschatten [Solanum dulcamara] ***
Buschwindröschen [Anemone nemorosa] **
Efeu [Hedera helix] ***
Eibe [Taxus baccata] ****
Eisenhut [Aconitum] ****
Fingerhut-Arten [Digitalis] ****
Gefleckter- & Wasser-Schierling [Conium maculatum & Cicuta virosa] ****
Gelbe Narzisse [Narcissus pseudonarcissus] ***
Goldregen [Laburnum anagyroides] ****
Greiskräuter [Senecio] **
Heckenkirsche-Arten [Lonicera] **
Herbstzeitlose [Colchicum autumnale] ****
Hundspetersilie [Aethusa cynapium] ***
Küchenschelle [Pulsatilla vulgaris] **
Liguster [Ligustrum vulgare] **
Maiglöckchen [Convallaria majalis] ****
Märzenbecher [Leucojum vernum] **
Pfaffenhütchen [Euonymus europaeus] ***
Riesen-Bärenklau [Heracleum mantegazzianum] ****
Sadebaum [Juniperus sabina] ****
Schlaf-Mohn [Papaver somniferum] ***
Seidelbast-Arten [Daphne] ****
Stechapfel-Arten [Datura] ****
Stechpalme [Juniperus sabina] ***
Sumpf-Schachtelhalm [Equisetum palustre] **
Tollkirsche [Atropa bella-donna] ****
Wildes Alpenveilchen [Cyclamen purpurascens] ***
Wolfsmilch-Arten [Euphorbia] ***
Zaunrüben [Bryonia] ***
Zwergholunder [Sambucus ebulus] ***
Du siehst, es ist gut jene Pflanzen zu kennen, die man nutzen kann, aber auch jene, die man nicht nutzen kann. Daher gilt: nur jene Pflanzen pflücken, die man zu 100% als ungefährlich erkennt und alle anderen Wildpflanzen nur bestaunen.
Und sollte es doch einmal zu einer Vergiftung gekommen sein, muss so rasch wie möglich Kontakt mit der Vergiftungsinformationszentrale aufgenommen werden. Im Idealfall weiß man was eingenommen wurde, z.B. welche Beeren bzw. wie sie ausgesehen haben und auch wieviele gegessen wurden. Dort erhält man dann Anleitung, wie man sich weiter zu verhalten hat. Bis dahin sollte man keine eigenen Maßnahmen - wie z.B. absichtlich herbeigeführtes Erbrechen - ergreifen, da dies in manchen Fällen sogar mehr Schaden als Linderung anrichten kann. Am besten du speicherst dir die Nummer gleich im Smartphone ein!
Die Telefonnummer der Vergiftungsinformationszentrale für Österreich lautet +43 1 406 43 43
Willst du - aus sicherem Abstand - weiter in die spannende Welt der Giftpflanzen eintauchen? Dann kann ich dir die tollen Bücher von Klaudia Blasl ans Herz legen. “111 tödliche Planzen die man kennen muss” enthält Steckbriefe gängiger Giftpflanzen, die nicht nur tödliche Fakten enthalten, sondern auch viel kuriose und spannende Geschichten rund um das jeweilige Giftkraut. Auch ihr Buch “Böse Blumen. Zwölf giftige Pflanzenkrimis” kann ich wärmstens empfehlen.
Lust auf noch mehr Pflanzenwissen bekommen? Dann freue ich mich, wenn wir uns bei einem meiner nächsten Spaziergänge oder Workshops sehen.
HINWEIS: Alle Hinweise auf Heilwirkungen und Gebrauch von Wildkräutern haben ausschließlich informativen Charakter und geben manchmal wissenschaftlich belegte, aber gelegentlich auch überlieferte (noch) nicht wissenschaftlich bestätigte Anwendungen gemäß traditioneller Volksheilkunde wieder. Ich übernehme keine Garantie und Haftung für genannte und gelernte Anwendungsmöglichkeiten. Ich empfehle hinsichtlich einer eigenen innerlichen oder äußerlichen Anwendung von Wildkräutern und anderen genannten Rohstoffen ausdrücklich die Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt oder einer Apothekerin oder einem Apotheker.
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