Die wertvollen Inhaltsstoffe von Pflanzen können auf unterschiedliche Arten ausgezogen werden. Man kann sie mithilfe von Wasser, Alkohol, Öl oder Glycerin verfügbar machen. Dabei ist es wichtig zu wissen, an welchen Inhaltsstoffen welcher Pflanze man Interesse hat. Denn manche Pflanzeninhaltsstoffe sind nur wasser- oder fettlöslich oder beides. Dadurch ergibt sich eine präferierte Art des zu wählenden Auszugsmaterials, sowie der zu wählenden Machart. Hydrophile - also "wasserliebende" - Inhaltsstoffe sind z.B. Bitterstoffe, Gerbstoffe, Saponine, Schleimstoffe oder Flavonoide und lipophile - also "fettliebende" - Inhaltsstoffe sind wiederum u.a. Ätherische Öle, Carotinoide, Flavonoide, Cumarine, Phytosterine oder div. Vitamine. In diesem Artikel zeige ich euch, wie man Kräuter-Ölauszüge herstellt, die man kulinarisch einsetzen kann, als Hausmittel oder zum Anfertigen eigener Naturkosmetikprodukte.
Für Ölauszüge verwende ich selbst stets oxidationsstabile und qualitativ hochwertige BIO-Pflanzenöle. Für die Küche oder Hausmittel verwende ich fast immer Olivenöl und zur Verwendung in Kosmetikprodukten entweder Oliven-, Mandel- oder Jojobaöl. Es gibt noch viele weitere Pflanzenöle, die man v.a. in der Naturkosmetik und auch als Auszugsöl für Kräuterauszüge verwenden kann. Über die diversen Eigenschaften und auch Haltbarkeiten unterschiedlicher Pflanzenöle findet ihr sehr übersichtliche und ausführliche Informationen auf der Homepage von Olionatura. Bei der Ölauszugsmethode unterscheidet man den Kalt- vom Warmauszug:
KALTAUSZUG
Zuerst werden die Kräuter mit einem scharfen Messer oder einem Mörser zerkleinert und in ein sauberes passendes Schraubglas gefüllt. Danach werden die Kräuter mit dem Auszugsöl übergossen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass das gesamte Pflanzenmaterial mit Öl bedeckt ist, da sonst Schimmelgefahr besteht. Bei der Verwendung getrockneter Kräuter - was ich bei einem Kaltauszug in der Regel empfehle - kann es sein, dass man nach 1-2 Tagen noch einmal etwas Öl nachgießen muss, wenn diese zuviel von dem Auszugsöl aufgesogen haben und die Gefahr besteht, dass keine vollständige Öl-Bedeckung mehr gegeben ist. Verwendet man frisches Pflanzengut zum Ausziehen, sollte das Pflanzenmaterial zuvor etwas anwelken, wodurch es etwas von seinem enthaltenen Wasser verliert. In diesem Fall sollte das Gefäß für die ersten Tage mit einem Tuch mit Gummiringerl abgedeckt werden, damit überschüssiges Wasser verdampfen kann und erst später mit einem Deckel verschlossen werden. Insgesamt lässt man den Ölauszug etwa 4 Wochen an einem dunklem und trockenem Ort ausziehen. Dazwischen sollte das Glas immer wieder sanft geschwenkt werden. Am Ende der Ziehzeit wird das Kräutermaterial abgefiltert - z.B. durch einen Kaffee-Dauerfilter aus Metall, ein Baumwolltuch oder durch eine neue Feinstrumpfhose - und in eine saubere Flasche abgefüllt und etikettiert.
WARMAUSZUG
Bei einem Warmauszug wird das zerkleinerte Kräutermaterial gemeinsam mit dem Auszugsöl in ein sauberes, hohes und hitzestabiles Glas gefüllt und in einem warmen Wasserbad (ca. 60° C) für mind. 1 Stunde ausgezogen. Dazwischen sollte man immer wieder umrühren. Nach der Ausziehzeit lässt man das Öl auskühlen und filtert danach in eine saubere Flasche ab. Wenn man das Auszugsöl nicht sofort zum Einsatz benötigt, kann man alternativ das erstmals ausgezogene Öl samt Krätuern noch für eine Nacht stehen lassen, am nächsten Tag noch einmal auf 60°C erhitzen und erst dann ausgekühlt abfüllen. Dadurch gelangen noch mehr Pflanzeninhaltsstoffe in das Auszugsöl. Ganz wichtig ist es, das fertige Auszugsöl gut zu beschriften: verwendete Kräuter, Auszugsöl, Haltbarkeitsdatum des verwendeten Öls und das Herstellungsdatum des Ölauszugs.
Unabhängig von der Auszugsmethode ergeben sich folgende Richtwerte für das Verhältnis der verwendeten Kräuter zum Auszugsöl:
1 g frisches Pflanzengut : 10 ml Auszugsöl (z.B. 10 g frische Kräuter und 100 ml Öl)
1 g getrocknetes Pflanzengut : 20 ml Auszugsöl (z.B. 5 g getrocknete Kräuter und 100 ml Öl)
Auch für beide Auszugsmethoden gleich gilt, dass das Pflanzengut zuvor auf Unversehrtheit und Sauberkeit untersucht werden muss, sowie möglichts klein zerkleinert werden muss, um möglichst viele Inhaltsstoffe aus den Kräutern ausziehen zu können. Man kann die Pflanzen entweder mit einem Messer klein schneiden oder noch besser die Zellwände des Pflanzenguts mit einem Mörser aufbrechen. Beim Mörsern kann man auch eine Prise Natursalz hinzugeben, was die Auszugsfähigkeit des Kräuterauszugs verbessert.
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile: Vorteile eines Kaltauszugs sind das besonders schonende Verfahren zur Erhaltung möglichst vieler Pflanzeninhaltsstoffe. Nachteile dieser Methode sind die lange Ziehdauer und eventuell eine höhere Schimmelgefahr, wenn man mit frischem Pflanzengut arbeitet. Der Warmauszug wiederum ist schnell hergestellt und die Schimmelgefahr ist hier sehr gering. Nachteilig könnte sich hier auswirken, dass wärmeempfindliche Pflanzeninhaltsstoffe teilweise beeinträchtigt werden können.
Lust auf noch mehr Wissen zur sicheren Pflanzenbestimmung und zu Verarbeitungsmöglichkeiten von Wildkräutern bekommen? Dann freue ich mich, wenn wir uns bei einem meiner nächsten Spaziergänge oder Workshops sehen.
HINWEIS: Alle Hinweise auf Heilwirkungen und Gebrauch von Wildkräutern haben ausschließlich informativen Charakter und geben manchmal wissenschaftlich belegte, aber gelegentlich auch überlieferte (noch) nicht wissenschaftlich bestätigte Anwendungen gemäß traditioneller Volksheilkunde wieder. Ich übernehme keine Garantie und Haftung für genannte und gelernte Anwendungsmöglichkeiten. Ich empfehle hinsichtlich einer eigenen innerlichen oder äußerlichen Anwendung von Wildkräutern und anderen genannten Rohstoffen ausdrücklich die Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt oder einer Apothekerin oder einem Apotheker.